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Mailaktion: PPE Basisseminar 2021
An die Herren Blatter, Hartmann, Krebs, Lüchinger, Särkelä und Trechsel
Wir vom Feministischen Hochschulkollektiv stellten widerwillig fest, dass auch dieses Semester zum wiederholten Mal das Basisseminar PPE ausschliesslich von Männern gelehrt wird. In diesem Mail möchten wir, zusammen mit PPE Studierenden aus den letzten drei Jahrgängen, unseren Unmut über diese Umstände ausdrücken und zeigen, dass sie weder unbemerkt bleiben noch unangefochten akzeptiert werden.
Ausschlaggebend für das Verfassen dieser Nachricht war die doppelt männliche Belegung dieses Semesters: Obwohl das Modul in zwei Gruppen angeboten wird, und daher drei weitere Lehrpersonen benötigt werden, wurde sich scheinbar nicht um eine geschlechtergerechte Besetzung bemüht.
Angesichts der vergangenen PPE-Basisseminare, in welchen bisher ebenfalls kaum jemals eine Frau lehrte, stellt die doppelt männliche Besetzung für uns Studierende weniger eine Überraschung als eine Enttäuschung dar.
Wir bezweifeln stark, dass es keine Frau an der Universität Luzern gibt, welche über ausreichende Fachkompetenzen für das Basisseminar PPE verfügt. Folglich stellt sich uns die Frage, ob jene kompetenten Frauen schlichtwegs nicht in Erwägung gezogen und angefragt wurden, oder ob sie die Anfrage ausgeschlagen haben. Während wir letzteres als unwahrscheinlich einschätzen, scheint uns ersteres eher der Fall zu sein.
Abgesehen von der Besetzung der Lehrbeauftragten, weisen auch die Literaturverzeichnisse der letzten Semester einen Mangel an Texten von weiblichen Verfasserinnen auf. Beigefügt finden Sie eine Zusammenstellung der Literaturverzeichnisse der vergangenen Semester, welche deren Geschlechterverhältnis aufzeigt.
Wir möchten sie darauf aufmerksam machen, dass von der gesamten Autor*innenschaft, die im Literaturverzeichnis des PPE-Basisseminars in den letzten vier Jahren ausgewählt worden sind, nur 8-22% Wissenschaftlerinnen sind. Damit sind Stimmen von Philosophinnen, Politikwissenschaftlerinnen und Ökonominnen enorm unterrepräsentiert. Uns ist bewusst, dass es in der Vergangenheit effektiv weniger Frauen/FLINT-Personen gab, welche wissenschaftliche Arbeiten verfassten. Doch hat dieses Argument für männliche Literatur seit geraumer Zeit an Geltung verloren, da es mittlerweile genügend weibliche Fachliteratur zu verschiedensten Themen gibt. Die Entscheidung, Artikel von Männern* gegenüber Frauen/FLINT-Personen zu priorisieren, führt dazu, dass Frauen/FLINT-Personen im wissenschaftlichen Kontext und in der Vorstellungskraft der Studierenden unsichtbar gemacht werden, sind und es bleiben – obwohl es sie offensichtlich gibt!
Es ist nicht das erste Mal, dass diese Kritik geäussert wurde. Uns ist bekannt, dass bereits in den Jahren zuvor das ungleiche Geschlechterverhältnis im PPE-Basisseminar kritisiert und Veränderungen von verschiedenen PPE-Studierenden gewünscht wurden. Es ist für uns unverständlich, dass dieses mehrfach geäusserte Bedürfnis der Studierenden nicht ernst genommen wird und es wäre wünschenswert, dass sich dies in Zukunft ändert – und im nächsten PPE-Basisseminar sichtbar wird!
Freundliche Grüsse,
Aline Fehr
Anna Lena Tommasi
Chantal Studer
Miriam Helfenstein
Enea Lalive
Katja Ewald
Laura Grawehr
Erich Schmidiger
Anna-Lena Beck
Florian Förster
Sarina Garzotto
Rosa Zimmermann
Jonathan Biedermann
Nathanael Schibli
Till Stuker
Carla Hummel
Anton Kuzema
Laura Leutwyler
Noel Baumann
Was ist danach passiert?
Als Reaktion auf die Mail haben wir mit Herrn Särkele, Herrn Blatter und Herr Hartmann je ein Gespräch über Zoom geführt, um über unser Anliegen zu sprechen.
Das Basisseminar wurde im darauffolgenden FS 22 von drei männlichen Dozierenden sowie drei weiblich Dozierenden unterrichtet.